Geschichten eines Tagelöhners

  • Nun, ich musste in der Vergangenheit viele Verluste verkraften – Familie, Freunde und andere. Das Leben war wirklich auf die eine oder andere Weise kompliziert.

    Es ist also an der Zeit, mich wieder auf mich selbst zu konzentrieren. Schlussendlich eine schwere Entscheidung: Aber ich werde noch einmal umziehen und ganz neu anfangen!

    Bleib dran und sei neugierig.

    Für diejenigen, die mich noch nicht kennen:

    Mein Name ist Gustav Kurt und ich habe bisher an verschiedenen Orten in ganz Deutschland Landwirtschaft betrieben, bin dann nach Kanada und Frankreich gezogen, bevor ich aufgrund eines Trauerfalls nach Deutschland zurückkehren musste. Hier hoffe ich nun auf einen zweiten Frühling.

    Wenn du dich für meine früheren Abenteuer interessierst, besuch gerne meinen Facebook- oder Instagram-Account oder schau meinen YouTube-Kanal an. Offen für Feedback und Kommentare!

    2 Mal editiert, zuletzt von GK.farming (1. Oktober 2023 um 23:11)

  • Nach einer nicht unbeschwerlichen Reise bin ich dann heute also endlich in Kallsee angekommen, einem idyllischen kleinen Örtchen im Herzen Hessens. Auf dem Weg zum Hof habe ich es dabei sehr genossen, wieder durch die wunderschöne Landschaft zu radeln. Lange ist es her, seit ich dieses Fleckchen Erde verlassen habe und sofort fühle ich mich wieder heimisch, auch wenn sich das ein oder andere verändert hat. Aber das ist der Lauf der Zeit und selbst auf dem Dorf stehen die Uhren nicht still, wenngleich sie gefühlt auch etwas langsamer laufen.

    Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, einen Abstecher zu meinem alten Freund Kalle zu machen um gemeinsam auf den See zu schauen, während die untergehende Sonne das Dorf in ein magisches Licht setzt.

    Einmal editiert, zuletzt von GK.farming (27. September 2023 um 10:16)

  • Nachdem ich mich von Kalle verabschiedet hatte, führte mich mein nächster Stop zum Landmaschinenhändler Müller-Schmidt.

    Wie viele Stunden hab ich früher bei Helmut in der Werkstatt verbracht, wie viele Gespräche geführt, die man in einer Werkstatt ölverschmiert niemals erwartet hätte?

    Nahezu alles, was ich über die Landtechnik weiß, habe ich von Helmut gelernt.

    Umso freudiger war dann natürlich das Wiedersehen nach all den Jahren. Helmut war gerade in seiner Werkstatt an einem John Deere beschäftigt, als ich um die Ecke schneite. Feierabend kennt dieser Mann nicht!

    Was erledigt werden will, wird erledigt. Auch mit ein Grund für seinen sehr guten Ruf in der Region.

    Dennoch freute er sich sehr, mich zu sehen und bei der ein oder anderen Flasche Bier wurde es zu einer langen Nacht voller Erinnerungen.

  • Als ersten Schritt galt es, die eigene Mobilität etwas zu erweitern.

    Das mich seit Jahren begleitende MTB war und bleibt ein treuer Begleiter - allerdings ist es für die geplanten Besuche zum Beispiel bei meinem Freund Martin Saum in Kirchen aufgrund der Distanz dann doch etwas ungeeignet.

    Also habe ich nachts nach meiner Rückkehr ins Fremdenzimmer des Seerestaurants noch das Internet nach entsprechenden Anzeigen durchsucht und bin tatsächlich hier in Kallsee fündig geworden.

    Dieser Mitsubishi L200 in seltenem RalliArt Gelb zog dabei direkt mein Interesse auf sich.

  • Tatsächlich konnte ich für heute kurzfristig einen Besichtigungstermin vereinbaren.

    Also kurzerhand rauf aufs Rad und ab in den Kirchweg. Wobei: theoretisch hätte ich vom Seerestaurant auch zu Fuß rüber spazieren können. Aber es wollte noch ein wichtiger Test bestanden werden.

    Der Verkäufer war ein netter Typ mit einem absoluten Faible für japanische Autos - insbesondere für solche, die eben nicht an jeder Ecke standen.

    Dementsprechend zeigte sich der L200 in einem wirklich tadellosen Zustand. Ich musste also zuschlagen!

    Einmal editiert, zuletzt von GK.farming (1. Oktober 2023 um 10:31)

  • Nachdem ich eine Zeit lang in der Region herum gereist bin, alte Freunde in Kirchen am Galgenberg und in Rehbach besucht und viele Erinnerungen wach gerufen habe, war es an der Zeit für etwas Alltag.

    Von meinem Bankberater erfuhr ich, dass der alte Hof Frühling hier in Kallsee mittlerweile zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben war. Der ehemalige Besitzer der Anlage war vor Jahren verstorben und die Nachkommen haben den Betrieb schlicht nicht weitergeführt. Nein, nicht nur das, sie haben das Gelände sich selbst überlassen.

    Dementsprechend musste es dort mittlerweile aussehen.

    Also steuerte ich kurz nach meiner Rückkehr den Hof Frühling an, um mir selbst ein Bild machen zu können.

    2 Mal editiert, zuletzt von GK.farming (18. Oktober 2023 um 22:54)

  • Die Tür zum Innenhof stand glücklicherweise offen, so dass ich einen Einblick erhaschen konnte. Schlüssel konnte und durfte mir der Immobilienbeauftragte der Bank verständlicherweise nicht mitgeben. Somit blieben alle Scheunen und Ställe für mich verschlossen.

    Im Wohnhaus schien aber vor einiger Zeit bereits jemand mit der Entrümpelung angefangen zu haben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie beschwerlich und zeitraubend das mitunter sein kann. Aber das ist ein anderes Thema!

    In die eine Birke wird wohl der Blitz eingeschlagen sein. Zum Glück, denn es hätte auch das Wohnhaus treffen können. So aber zeigt sich die Substanz der Gebäude relativ gut - soweit ich das von aussen beurteilen kann.

  • Bei meinem Rundgang über das restliche Areal zeigte sich schnell, dass doch einiges an Arbeit zu leisten sein würde, ehe der Hof Frühling wieder in neuer Pracht stünde und zu bewirtschaften wäre. Die grundsätzliche Substanz schien dennoch relativ gut zu sein.

    Dementsprechend würde also mein Limit bei der Versteigerung ausfallen.

  • Nachdem im ersten Durchgang der Mindestpreis für den Hof nicht erreicht wurde, habe ich in der zweiten Runde dann tatsächlich den Zuschlag bekommen und einen wirklich guten Preis erzielt.

    Nun also heißt es, Herr zu werden über all die Jahre, in denen die Natur sich diesen Fleck Erde langsam wieder zurück erobert hatte.

    Als ersten Schritt habe ich eine alte Sense geschärft, die ich zwischen all dem Gerümpel entdeckt hatte. Und während eine Spezialfirma damit beschäftigt war, das Wohnhaus wieder bewohnbar zu machen, verbrachte ich Zeit in der Wildnis!

  • Als nächstes ging es dann dem ganzen Sturmholz an den Kragen. Zum Glück war keines der Gebäude wirklich davon betroffen gewesen. Wieder einmal zeigte sich, dass alt nicht unbedingt schlecht sein musste, leistete die alte Stihl des Vorbesitzers doch absolut zuverlässig ihren Dienst.

    Und auch der L200 stellte seinen ganz praktischen Nutzen unter Beweis!

  • Das klein gesägte Holz habe ich dann zum örtlichen Brennholzspalter gebracht, der es dann zu handlichen Brennholzscheiten gespalten hat. Diese zeitaufwändige Arbeit an einen Fachbetrieb abzugeben ist das Geld absolut wert, betrachtet man die dadurch gewonnene Zeit für den Wiederaufbau des Hofes.

  • Beim Freischnitt dann unverhofft auf diesen "Schatz" gestoßen. Nachdem ich in den letzten Tagen bereits ein altes Peugeot Coupé aus den 1960er Jahren verschrottet hatte - da war leider nichts zu retten - lugte dann dieser hierzulande eher seltene Cherokee Pickup aus dem Busch. Im Gegensatz zum Peugeot ist dieses Fahrzeug auf den ersten Blick komplett und vom Zustand auch zu retten.

  • Es hat ein wenig gedauert, ja. Aber letztendlich hatte Helmut seinen Trailer dann doch für ein paar Tage frei.

    In der Zwischenzeit hatte ich bereits Kontakt zu meinem langjährigen Freund Michel aufgenommen, der schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem leichten Truck war. Vielleicht stand der MJ nicht ganz oben auf seiner Wishlist aber nach ein paar aufschlussreichen Detailfotos des Fahrzeugs war es dann doch um ihn geschehen und er sah in genau diesem Pickup sein nächstes Restaurationsobjekt.

    Also galt es jetzt, den Jeep auf den Trailer zu bekommen. Letztendlich war es aufgrund des langen Radstandes ein Frage weniger Zentimeter - aber wie sagte sie schon damals so schön? Was nicht passt...

  • Den Jeep fest verzurrt - Danke an dieser Stelle an den Spanngurtcoach - ging es heute dann auf den Weg zur kleinen Gemeinde Talbau. Leider hat die Tankstelle hier im Ort bereits vor einiger Zeit ihre Schiebetüren dauerhaft geschlossen, so dass ich meine Dose Monster Reserve Orange Dreamsicle erst kurz vor der Autobahn kaufen konnte. So gerüstet ging es also auf den Roadtrip zu Michel.

  • Genau das braucht man nach einem Autobahnritt durch diverse Baustellen - noch mehr Baustellen auf den Nebenstrecken.

    However, letzten Endes bin ich dann doch endlich in der Gemeinde Talbau angelangt, auch wenn das Dörfchen prinzipiell gar nicht so weit entfernt von Kallsee liegt.

    Mann, bin ich gespannt, den Michel nach alle den Jahren endlich wieder zu sehen!

  • Kennt ihr das auch?

    Das Gefühl von "Heimkommen".

    So erging es mir direkt, als ich bei Michel und Anna auf den Hof gerollt bin.

    Sofort schossen mir wieder Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit durch den Kopf. So gut wie jede Ferien habe ich seinerzeit mit Michel auf dem Hof seiner Großeltern verbracht. Und auf den ersten Blick hat sich seit damals nur wenig verändert - und ich meine das sehr positiv!

  • Als hätte man sich erst vor wenigen Tagen zuletzt gesehen, so herzlich war das Wiedersehen mit Michels Eltern, die mit auf dem Hof wohnen. Und auch Michels Frau Anna drückte mich zur Begrüßung fest an ihre Brust, nachdem wir einander vorgestellt wurden.

    Nach einem Kaffee und einem saftigen Stück Kuchen ging es dann ans Abladen - immerhin hatte ich ja Michels nächstes Projekt mit im Schlepptau.

  • Michel hat zusammen mit seiner Frau Anna den Hof seines Großvaters Bernhard übernommen. Für Michel ist das im Prinzip nichts Neues, verbrachte er doch sein ganzes Leben auf dem 'Talbauer'.

    Zudem hat Michel eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zum Landwirt in der Tasche, die ihm zumindest auf dem Papier seine Fähigkeit bescheinigt ... aber keine Ausbildung lehrt so viel, wie das Leben:

    Durch das Aufwachsen im generationenübergreifenden Betrieb, durch das Beobachten der großväterlichen Hände und durch das Nachahmen seines Vorbilds ist Michel bereits frühzeitig zu einem echten Landwirt gereift.

    Und die Berufsschule? Die war zumindest für eine Sache gut ... für die Liebe! Michel hatte dort seine heutige Frau Anna kennen und lieben gelernt ... und nun bewirtschaften die beiden Junglandwirte einen Betrieb mit zehn Milchkühen, 5 Hühnern, einem Hahn, dem treuen Hund 'Goldfinger'- von allen nur Goofy genannt - und einer ausgelagerten Hof-BGA. Es ist ein sehr gut laufender Betrieb, der stetig modernisiert und erweitert wird ... und sogar die Zukunftspläne sind bereits geschmiedet:

    Durch den Erwerb von weiteren Landflächen sowie der Aufstockung des Milchviehbestands soll der Betrieb weiter vergrößert werden.

    Aber Michel vergisst neben den Visionen auch seine Wurzeln nicht: Auf dem alten Abstellplatz am Hof rastet ein 45 Jahre alter Fiat 1300 DT. Dieser Schlepper war der ganze Stolz seines Großvaters und daher hat sich Michel fest vorgenommen, diesen Schlepper für immer am Hof zu behalten ... aus Wertschätzung für den Mann, der Michel alles lehrte, was er heute über die Landwirtschaft und das Leben weiß! Und wenn Michel hin und wieder den alten Fiat über die langen holprigen Feldwege steuert ... dann hört er noch immer die Stimme seines Großvaters.

    Einmal editiert, zuletzt von GK.farming (26. Oktober 2023 um 22:45)

  • Gemeinsam sind wir stark - dieses Motto verband mich mit Michel bereits mein ganzes Leben!

    Und so war es quasi selbstverständlich, dass wir am Abend bei der ein oder anderen Hopfenkaltschale anfingen, den MJ von seiner Ladefläche zu befreien.

  • Da Michel und Anna einen kleinen Bub zu ihrer Emma erwarten und bei Anna in der Nacht die Wehen eingesetzt haben, habe ich meinen Aufenthalt kurzentschlossen verlängert und gehe meinem Freund bei der Hofarbeit zur Hand.

    Heute stand das Untergrubbern der Zwischenfrucht auf den direkt am Hof liegenden Feldflächen auf dem Plan.

    Der DX 4.71 Turbo macht vor der Rabe dabei eine gute Figur.

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