19. Der Lebenslauf
Manu steht vom Frühstückstisch auf und geht nach draußen. Sie holt tief Luft und begibt sich auf den Favorit. Der Rest das Feldes ist noch zu Grubbern, da sie am Abend nicht fertig geworden ist. Es ist kurz vor sieben als die Sonne hinter den Bäumen aufgeht. Still ist es, bis auf das Grummeln des Favorit. Ein Moment zum genießen und abschalten.
Zur gleichen Zeit ploppt im Büro eine Email auf. Als Melli den Absender ließt öffnet sie diese sofort.
Nataschas Lebenslauf, kurz und knapp
mein Leben hat schon in der Kindheit seinen wahren Sinn verloren.
Meine Mutter ist Alkoholikerin gewesen und hat mich, wo sie nur konnte,
geschlagen oder verprügelt. Mein Vater sehr grob, wobei er es auch nicht
ertragen konnte, wenn Mutter auf mich einschlug und schlug daraufhin
meine Mutter. Mein Cousin war ein Schwein. Der hat mich in jungen Jahren
vergewaltigt, brutal und hemmungslos, was in dieser gestörten Familie
auch nichts besonderes war. Mein Onkel und Vater haben sich immer
abgesprochen, alles irgendwie geheim zu halten, bis ich ein Alter erreichte
in dem ich mich für stark genug hielt den ganzen zu entfliehen. Mit 15 lief
ich weg, in die nächstgrößere Stadt. Ich kannte niemanden, wusste nicht
wohin, bis ich auf Michelle traf die mich ihrem Freund Pascale vorstellte,
der wiederum Zuhälter war und gleich einen Job für mich fand. Von hier an
habe ich mich durchs Leben gelogen und angefangen meine Peiniger zu
erpressen. Endlich hatte ich einem Weg gefunden mich an all diesen Schweinen
zu rechen und bis ich Sepp kennen lernte habe ich keine anderen Perspektiven
gesehen.
Ich freue mich auf den Besuch bei euch und über die neue Perspektive die
sich aus der ganze Therapie ergeben soll. Ich wünsche es mir von Herzen
endlich ein normales Leben führen zu können.
Grüße
Natascha
Melli ist zu tiefst ergriffen und warum Natascha ist, wie sie ist steht hier ganz klar geschrieben. Diese Frau ist brutal vom Leben gezeichnet und von dem einen Milieu in das nächste gerutscht. Nachdem Melli den Brief gelesen hat braucht sie erst einmal eine Ablenkung und fährt mit dem Valtra zum Händler um das Saatgut abzuholen. Sie fährt über die kleine Ortsstraße und genießt den Ausblick und die Natur. "Oh, einen Ferien-Bauernhof haben wir hier...den muss ich mir bei Gelegenheit einmal anschauen."
Beim Händler angekommen wird sie gleich von Hans im Empfang genommen. Der hat schon spitz bekommen, dass Melli einen Vortrag in Murnau halten möchte und fragt warum sie das nicht hier mache. Melli erklärt ihm die Situation, worauf er lächelnd reagiert "Mensch Melli, hättest du doch etwas gesagt... ich habe doch die große Maschinenhalle, da passen locker 500 Menschen rein... mit Tresen und allem was dazu gehört." Melli muss kurz schmunzeln und zeigt Hans die Bilder. "Nee mein Mädel, dat kann ich dir leider nicht bieten... ich hatte etwas in Richtung Stadthalle oder Turnhalle erwartet, aber das ist mal richtig schön. Ich würde mich über eine Einladung sehr freuen, es interessiert mich schon, was diese Menschen so alles erleben oder durchmachen müssen." "Das bekommen wir hin Hans, wenn du daran interessiert bist, wird auch ein Platz für dich da sein." antwortet Melli. Anschließen werden die Big Bags verladen und Melli macht sich mit den vier Big Bags für satte 3600,00€ zurück auf den Weg zum Buchberghof.