-August 2019-
Nach der Ernte ist vor der Ernte, wie der Volksmund so schön sagt und deshalb ist Melli am nächsten Morgen mit dem Grubber auf dem frisch gedroschenen Acker um die Stoppeln unterzuarbeiten. Hier arbeitet sie auch wieder ganz entspannt mit GPS und lässt den Schlepper bis auf das Wenden selber die Bahnen fahren, denn ein bisschen möchte sie ja auch noch machen. Zwischendurch wird immer wieder mal eine Whatsapp mit Julia ausgetauscht, die in der Bäckerei fleißig am Backen ist.
Melli ist im Augenblick total auf Wolke sieben, aber dennoch hoch konzentriert bei der Arbeit. Nach dem Grubbern fährt sie noch einmal an den Weizenfeldern vorbei, die aber immer noch nicht trocken genug ist. Das Wetter wird die nächsten Tage umschlagen und die Zeit sitzt ihr so ein bisschen im Nacken. Aber es nützt nichts, es muss ja weitergehen. Nach dem Grubbern darf auch der kleine Arion mal wieder ran. Mit Frontgewicht und Striegel geht es auf das Feld um die Zwischenfrucht in die Erde zu bringen. Sie möchte dem Boden ein wenig Ruhe lassen und wird den Ölrettich untergrubbern, sobald es im Frühjahr möglich ist. anschließend wird die Gülle ausgefahren und dann die Felder neu bestellt, nur womit, das steht noch in den Sternen.
Zwischendurch lässt sie alles noch einmal kurz stehen um die Kühe zu versorgen. Beim Blick in den Stall sieht sie, dass es mit den ersten Kälbern nicht mehr lange dauern kann und die Kühe endlich Milch für den Hofladen geben. Auch ein neues Projekt steht ihr schon im Kopf geschrieben, aber dazu mehr, wenn es soweit ist. Mit Wasser und frischem Futter wurden die Kühe versorgt und so geht es bei der Abenddämmerung wieder auf das Feld um die letzten Bahnen Ölrettich auszubringen. Mit dem Arbeitslicht hat sie einen guten Überblick bei der einbrechenden Dunkelheit.
Nachdem sie alles sauber gemacht und in die Unterstände und Hallen gebracht hat, geht sie ins Haus, wo Max und Luise schon am Tisch sitzend aus sie warten. -Melli, wir haben total vergessen dir etwas zu sagen... wir sind nächsten Monat nicht da, weil wir uns nach langer, langer Zeit endlich einmal einen Urlaub erlauben wollten. Wir haben so sehr gehofft, dass die Ernte abgeschlossen ist wenn wir fahren, es tut uns wirklich sehr Leid, dass wir dich so hängen lassen.- sagt Luise, der die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht. Auch Max sitzt mit gesenktem Kopf da und schaut nur einmal kurz nach oben. Melli stellt sich zwischen die beiden und legt die Arme auf deren Schultern. -Hey ihr zwei... ihr habt so lange und so viel geschuftet… und euch diesen ersten Urlaub redlich verdient. Fahrt weg, genießt die Zeit... aber lasst mir einen Schlüssel da! Ich bekomme das schon hin und das der Weizen noch nicht die gewünschte Qualität hat, dafür könnt ihr ja nichts. Ich werde schon eine Lösung finden und mir Hilfe suchen... und wenn ich keine finde, dann fahre ich halt beide Gespanne, macht euch keine Gedanken, es ist alles okay.- Luise und Max sind nur halbwegs erleichtert, wissen aber auch, das Melli das irgendwie meistern wird. Melli geht auf ihr Zimmer und schreibt Julia eine Nachricht...
Whatsapp
"Hab ich wirklich gerade ich liebe dich gesagt" fragt sich Melli total in Gedanken verloren. Wow, wie konnte das nur passieren, was ist nur los mit mir. Im Bett liegend fährt sie Karussell mit ihren Gedanken. Das ist viel zu früh, bin ich gerade so verzweifelt, dass ich das gesagt habe, oder ist es ein tieferes Gefühl das es so ist. Nein es war zu früh für diese Worte, viel zu früh, wie komme ich da nur wieder raus... muss ich da überhaupt raus, will ich da überhaupt raus??? So wird das nichts... Melli rennt die Treppe herunter in das Wohnzimmer wo Max im Sessel sitzt und schläft. -MAX!!!! WO IST DER KRÄUTERLIKÖR??? Ich brauche dringend Hilfe!!!- brüllt Melli durch das Wohnzimmer. Max springt auf, fällt dabei fast nach vorne auf die Tischplatte um und entgegnet -welche Kuh braucht Hilfe???- Melli guckt ihn etwas entgeistert an, sieht aber auch, dass sie ihn aus einem tiefen Traum gerissen hat. -Ich brauche Hilfe... wo ist der Kräuterlikör, ich brauche einen klaren Kopf, sonst komme ich nicht in den Schlaf!- Dann steht Luise in der Tür, mit einem Becher heißer Milch. -Hier meine Liebe, Alkohol ist keine Lösung! Nimm den Becher ruhig mit auf dein Zimmer, trink ihn aus und leg dich hin. Du wirst im Nu einschlafen, dass verspreche ich dir.- , -Und du alter Ochse kommst jetzt mit ins Bett!-