#10:
Tarek´s Spielchen mit dem Recht
An
diesem Morgen erwachte Pawel gegen 7 Uhr. Er guckte auf sein Handy.
Lara hatte noch nicht zurück geschrieben oder gerufen. Direkt
nachdem Pawel den Zettel gelesen hatte, hatte er Lara angerufen. Sie war nicht ran gegangen. Sorgen hat er sich da keine gemacht, da Lara gesagt
hatte, dass sie selten am Handy ist. Doch mittlerweile machte es ihm
schon ein wenig Sorge.
Gestern
hatte er mit dem von Lara reparierten Pflug noch den gesammten
restlichen Tag gepflügt. Der Pflug hatte alles heil überstanden.
Die Schweißstelle war wirklich gut.
Auf
einmal wurde Pawel aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte das
Motorengeräusch eines Transporters gehört. Eigentlich nichts
besonderes. Doch dieser schien auf seinem Hof zu stehen. Als er dann
etwas auf den Boden fallen hörte, war es ihm zu viel.
Schnellstmöglich zog er sich an und rannte nach draußen. Dort sah
er den Transporter, welcher direkt vor dem Hühnerstall parkte.
Pawel
rannte auf den Transporter zu, welcher mit runter geklappter
Laderampe da stand.
,,Halt!
Was machen sie da?!“
Um
den Transporter herum kam ein Mann mit gelangweiltem Gesicht. Er trug
eine Arbeitshose, auf welcher ein Firmenlogo mit der Aufschrift:
,,transport
zwierząt“ ,was übersetzt soviel wie Tiertransport heißt, war.
,,Ich
habe die Aufgabe die Hühner hier abzuholen und zum Tierhandel
Antkowiak zu fahren. Mein Auftraggeber sagte mir er kommt gleich. Es
war wohl ein wenig Stau. Was wollen sie hier?“
Pawel
hätte durchdrehen können. Sein Bruder wagte es doch tatsächlich
hier eine Transportfirma aufkreuzen zu lassen, obwohl die rechtlichen
Fragen nicht einmal geklärt waren!
,,Ich
bin der Besitzer dieses Hofes und verlange, dass sie die Tiere hier
lassen!“
Pawels
Gegenüber zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Pawel wollte seine
Aussage gerade nochmal wiederholen, als er plötzlich einen Traktor
hörte. Das Geräusch schien aus der Nähe der Schafweide zu kommen.
,,Was
ist den nun wieder los?“
Sein
Gegenüber antwortete ihm.
,,Das
muss mein Kollege sein. Der soll Schafe abholen.“
Pawel
drehte sich um und rannte zur Schafweide. Der Mann vom Tiertransport
sah ihm verwundert nach.
,,Merkwürdiger
Kerl.“
Dann
begann er die Hühner weiter vorsichtig zu verladen.
Die
Schafweide kam in Pawels Blickfeld. Direkt sah er, dass sich auch
hier ein Mann vom Tiertransport befand. Nur nicht mit einem kleinen
Transporter, sondern einem Ursus und einem großen Tieranhänger.
Was
dachte sich sein Bruder nur dabei? Das Ganze war ihm rechtlich noch
nicht einmal freigegeben!
Er
durfte die Tiere nicht einfach abtransportieren, ohne dass geklärt
war, dass sie wirklich ihm gehörten! Leider durfte er schon. Doch
das wusste Pawel nicht.
,,Halt!
Nicht aufladen!“
Der
Mann hielt inne. Dann schaute er auf Pawel, der auf ihn zugerast kam.
,,Was
möchten sie? Mein Auftraggeber sind sie wohl nicht?“
,,Nein.
Aber was ihr Auftraggeber ihnen hier befohlen hat, ist nicht
rechtens. Das ist mein Hof und die Frage, wem die Tiere gehören, ist
noch nicht geklärt.“
,,Erbstreit?“
,,So
in der Art.“
Der
Mann überlegte. Dann sagte er:
,,Warten
wir auf meinen Auftraggeber. Er wollte bald hier sein. Vielleicht
kann er das Hier aufklären.“
,,Das
sollte er auch besser tun!“
Pawel
und der Mann, der sich als Jozef Hermanski entpuppte, unterhielten
sich ein wenig. Jozef informierte auch seinen Kollegen, dass dieser
so lange mit dem Abtransport warten sollte, bis Tarek kommen würde.
Für die Beiden war ihr Auftraggeber natürlich Herr Gajewski. Wie
schlimm es doch war, dass Pawel mit so einem Ar***loch den Nachnamen
teilen musste. Nach einiger Zeit tauchte das Ar***loch dann auch mal
auf.
Tarek
stieg aus und sah Pawel und dann die beiden Leute vom Tiertransport
an. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck schaute Pawel zurück. Tarek
packte nur wieder sein hämisches Grinsen aus.
,,Warum
sind die Tiere noch nicht verladen?“,fragte Pawels Bruder.
,,Das
müssten sie sich wohl selbst erklären können, Herr Gajewski“,
sagte Jozef. Pawel hatte den Mann auf seine Seite ziehen können, als
er ihm über seinen Bruder erzählt hatte. Der Mann war ihm von
Anfang an sympathisch gewesen.
,,Ich
schätze mal es geht um die rechtliche Lage? Dann hab ich auch schon
eine Antwort.“ Sein Grinsen wurde noch schlimmer, als er einen
Zettel hervor zog. Er hielt ihn den dreien unter die Nase.
,,Hier
haben wir einen richterlichen Beschluss, der besagt, dass die Tiere
von diesem Hof mir gehören. Damit wäre wohl alles gesagt.“
,,WAS?!“,Pawel
schrie auf, ,,Das geht nicht! So was muss mit mir besprochen sein!“
Tarek
kam näher auf Pawel zu. Mit einem mittlerweile boshaften Lächeln sah er Pawel direkt in die Augen. Dann flüsterte er: ,,Mit den richtigen
Mitteln ist alles möglich." Er erhöhte die Lautstärke wieder:
,, So. Und jetzt meine Tiere bitte.“
,,Aber...Aber...“
Pawel wusste nicht, was er sagen sollte.
,,Es
tut mir leid Pawel. Aber das Ding scheint echt zu sein“,sagte Jozef
noch.
Pawel
wollte nicht, dass die Tiere verschwinden. Doch sein Bruder hatte die
richtigen Mittel und seine Kontakte. Es war zum heulen.