Beiträge von GK.farming

    Mit dem Winter kommt der Schnee.

    Und mit dem Schnee beginnt die beschaulichste und gemütlichste Zeit des Jahres.

    So einfach war das früher...

    Vorweg wünsche ich euch allen von Herzen frohe Feiertage und eine entspannte Zeit mit all denen, die ihr liebt.

    Doch leider haben sich die Zeiten geändert:

    Heutzutage fängt im Winter, nein, eigentlich im Herbst der Stress erst richtig an. Man hangelt sich nicht nur von einer Krankheitswelle zur anderen, sondern auch von einem Event zum nächsten. Vorbei ist es mit der Ruhe...

    Und für den Start ins neue Jahr muss das Spektakel des letzten Jahres unbedingt noch getoppt werden!

    Raketen sind da das eine - auch wenn immer wieder Mal, wie hier am Müllcontainer unserer BGA Kollateralschäden entstehen und die Feuerwehr zum Löschen anrücken muss.

    Wo gehobelt wird, da fallen Späne...

    Aber die immer schlimmer werdende Böllerei sorgt nicht nur jedes Jahr mehr für teilweise undurchdringliche Bodennebelwände, auch unsere Tierwelt leidet enorm unter dem Krach. Und da ist es völlig egal, ob Hund, Katze oder Kuh.

    Und auch in Zeiten, in denen aktuell jede Gemeinde, auch wir hier in Talbau, dazu verpflichtet sind, Flüchtlinge aus Krisengebieten aufzunehmen, sollte man über derlei Böllerei vielleicht doch noch Mal ein Sekündchen länger über die Notwendigkeit nachdenken.

    Weil es am Hof ausser den täglichen Routinen aktuell nicht sonderlich viel zu tun gibt, habe ich meine Hilfe für den örtlichen Räumdienst angeboten.

    Die Gemeinde hat vor kurzem erst einen neuen Reform Muli T8X angeschafft.

    Kombiniert mit einem City 180 Schneepflug von Samasz ging es also raus in die weiße Winterwunderwelt.

    Nachdem die Ernte eingefahren war und sich aufgrund diverser bürokratischer Hürden auch die Weiterarbeit an meiner eigenen Hofstelle bis auf Weiteres ins Ungewisse verschob, entschied ich mich dazu, das Jahr bei und mit Freunden zum Abschluss zu bringen.

    Der Schneefall hier in der Gemeinde Talbau ist auch um ein Vielfaches imposanter als bei mir daheim. Wann hatte ich zuletzt weiße Weihnachten? Ich kann mich nicht erinnern...

    Kaum wieder in der beschaulichen Gemeinde Talbau angekommen, wartete bereits Arbeit auf mich - wie sollte es auch anders sein. Aber Michel kümmert sich so rührend um seine kleine Familie, da springe ich sehr gerne weiter für ihn ein.

    Gemeinsam mit seinem Vater dann die diesjährige Ernte eingefahren.

    Die beiden Deutz gaben dabei eine wirklich gute Figur ab! So macht die Arbeit Spaß. Doch ein kleiner Unterschied zu Ettores Porsche, der allerdings auch seinen ganz eigenen Reiz hatte.

    Heute bei bestem Wetter dann ein altes Rad aus Ettores Bestand gegriffen und die Gegend erkundet.

    Ein wirkliches Paradies, in dem der gebürtige Italiener hier wohnt.

    Diese Unberührtheit, diese Weite, diese Ruhe...

    Doch dann schellte das Smartphone und Ettore bat mich, zwei Säcke Hühnerfutter von einem benachbarten Hof mitzunehmen.

    Das letzte Stückchen hoch zur Alm musste ich dann allerdings schieben.

    Neben der Almhütte, zu der ursprünglich auch mehrere Gästezimmer gehörten, die Ettore aber altersbedingt nicht mehr führt, betreibt Giovannis Bruder auch noch etwas Landwirtschaft im kleinen Stil. 9 Hühner sorgen für stets frische Frühstückseier. Der Hahn hingegen sorgt für Nachwuchs dann und wann. Und aus dem kleinen Gemüsebeet erntet Ettore frische Salate für seine Küche.

    Nach einer wirklich entschleunigenden Fahrt hoch zur Alm, vorbei an weiten Wiesen und durch enge Kehren im Wald gelangten wir schlussendlich dann doch zu Ettores Almhütte. Ein wirklich herrlicher Ort. Voller Ruhe und scheinbar aus jeglicher Wirklichkeit gerissen.

    Bei atemberaubender Aussicht gab es dann erst mal ein frisch Gezapftes auf der Almterrasse.

    Unser Gespräch über seinen Bruder hatte Giovanni wohl doch tief berührt - und so hatte er gleich am nächsten Morgen zum Telefon gegriffen und uns für einen Besuch angemeldet.

    So saßen wir dann auch bald im Zug Richtung Erlengrat.

    Diese Stadt war allein schon durch ihre Lage etwas besonderes: Meines Wissens nach eine der ganz wenigen Städte, deren Viertel durch Ländergrenzen geteilt war. Durch ihre Position genau auf der Grenze der Dreiländerspitze hatte Erlengrat also Gebiet auf deutschem, österreichischem und schweizerischem Boden und war damit die einzige multinationale Kreisstadt; der DACH-Staaten sowieso, aber vermutlich sogar europaweit. Amtssprache war Deutsch. Aufgrund der alpinen Lage war die restliche Stadtorganisation allerdings an schweizerischen Grundsätzen orientiert.

    Am Bahnhof von Erlengrat angekommen, wartete Ettore bereits auf uns und es gab ein großes Willkommen unter Brüdern, bevor wir unser Gepäck verluden und uns dann auf den Weg hoch zur Alm machten.

    Mit einer Runde Grappa aufs Haus setzte sich Giovanni dann schließlich zu uns an den Tisch, als wir alle fertig waren mit dem Essen.

    Mit dabei hatte er außerdem ein Fotoalbum mit Bildern, die er von Ettore gemacht hatte, als er ihn als junger Mann besucht hatte.

    Der Weg in die Schweiz war für ihn immer gleichbedeutend mit Verdienstausfällen, auch wenn das San Giovanni nicht ganz so saisonabhängig war wie Ettores Almhütte. Dennoch besuchte er seinen Bruder rückblickend viel zu selten.

    Neben der Almhütte betrieb Ettore noch etwas Landwirtschaft, allerdings im ganz kleinen Stil. Das frische Gras seiner saftigen Bergwiesen verkaufte er zum Beispiel zu einem relativ guten Kurs an den Viehhändler unten im Tal. Giovanni erinnerte sich gut, wie die beiden Brüder mit dem Porsche Junior den Weg angetreten hatten; bergab die Furcht im Nacken, die Bremsen mögen die Fuhre halten. Bergauf so manches Stoßgebet auf den Lippen, die 14 PS mögen ja nicht schlapp machen.

    Dieses wunderschöne Gemälde auf der Karte des San Giovanni war Anlass, nach dem Essen mit Giovanni ins Gespräch zu kommen.

    Ich rätselte lange, von welchem Fleck aus der Maler dieses Bild angefertigt haben musste. Giovanni erklärte mir dann, dass es nicht von hier sei, sondern auf der anderen Seite der Alpen entstand. Und zwar gemalt von seinem Bruder Ettore.

    Gemeinsam seien die beiden Santaniello Brüder damals zur Zeit des Wiederaufbaus mit ihren Eltern aus ihrer Heimat Italien nach Deutschland gekommen. Er selbst sei dann hier im bayrischen sesshaft geworden, während es Ettore nach Erlengrat in die Schweiz verschlagen habe. Auch er sei dort Gastronom.

    Und neben der Malerei teile er mit mir das Hobby der Motorradschrauberei. Auch er habe eine CB750. Von der Maschine haben die beiden Jungs bei Erscheinen Ende der 1960er Jahre lange Zeit nur träumen können, aber Ettore sei dann ein Glücksgriff gelungen, als er eine Maschine der ersten Baureihe mit Sandgussmotor erstehen konnte.

    Die Renovierung auf meinem eigenen Hof stagniert aufgrund von Denkmalschutzbestimmungen nach wie vor. Bürokratiewüste Deutschland!!

    Dafür hat ein anderer Schatz wieder das Licht der Welt erblickt und mir damit ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert:

    Diese wunderschöne Honda CB 750 F1 von 1975. Vor etlichen Jahren von Grund auf restauriert hängt der erste Vierzylinder Reihenmotor der Motorradgeschichte wieder nahezu original im Doppelschleifenrohrrahmen. Lediglich beim Schalldämpfer musste der Vorbesitzer auf eine nachgerüstete 4in1 Anlage zurückgreifen, da die originale 4in4 Abgasanlage der Honda ihre wohl größte Schwachstelle war und schneller rostete, als es dauerte, alle Schrauben anzuziehen. Aus diesem Grund sind gut erhaltene Originalteile entsprechend rar und teuer!

    Nichtsdestotrotz wurde nun die Restaurierung viel Liebe gesteckt und so bräuchte ich lediglich alle Flüssigkeiten zu tauschen und neue Reifen zu montieren.